Buchcover Klosterbuch Schleswig-Holstein und Hamburg

Oliver Auge, Katja Hillebrand (Hrsg.)

Klosterbuch Schleswig-Holstein und Hamburg.

Klöster, Stifte und Konvente von den Anfängen bis zur Reformation

Buchcover Klosterbuch Schleswig-Holstein und Hamburg

Regensburg, Schnell & Steiner 2019, 2 Bde., 1599 Seiten,
781 Farb-, 307 s/w-Abb., mit festem Einband,
22,2 x 28,6 cm €120
ISBN 978-3-7954-2896-9.

Rezensent: Dr. des. Maximilian Röll, Forschungsstelle
„Ordensgeschichte seit der Frühen Neuzeit“

Veröffentlicht: 25. Mai 2021

Mit dem Klosterbuch Schleswig-Holstein und Hamburg ist den Herausgebern Oliver Auge (Kiel)und Katja Hillebrand (Kiel) unzweifelhaft ein gewichtiges Werk für die Ordens- und Regionalgeschichte des deutschen Nordens gelungen. Die beiden Bände reihen sich ein in einen Trend zum Klosterbuch, der nunmehr seit über einem Jahrzehnt anhält. Den Beginn dieser Forschungskonjunktur bildete das brandenburgische Klosterbuch 2007. 2012 wurde das niedersächsische Klosterbuch und 2016 das mecklenburgische publiziert. Sammelwerke für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Hessen sind in Vorbereitung. Die Konzeption des besprochenen Werkes richtet sich sowohl an wissenschaftliche Nutzer, Vereine zur Erforschung und Darstellung der Geschichte der Region als auch an interessierte Leser.

Das Klosterbuch ist in zwei Phasen entstanden: 2007–2011 wurden das Klosterregister, Verzeichnisse der Quellen und der Fachliteratur sowie des Bau- und Inventarbestandes zusammengestellt. 2014–2018 erfolgte die Ausarbeitung sowie das Lektorat für die 59 Beiträge, an denen 64 Autoren mitgewirkt haben. Schon die Zeitspanne und Anzahl der Beteiligten zeigt die große organisatorische und wissenschaftliche Leistung der beiden Herausgeber. Das Klosterbuch
ist alphabethisch nach Orten sortiert. Wo innerhalb eines Ortes mehrere Klöster besprochen werden, folgt die Aufzählung alphabetisch dem Namen der jeweiligen Ordensgemeinschaften. Der erste Band enthält neben 29 Artikel zu Klöstern sowie sieben einführende Beiträge. In diesen wird die Konzeption des Bandes erläutert und ein kurzer Einblick in die beiden Bundesländer gegeben. In diesen Beiträgen werden zudem unterschiedliche Aspekte der Ordensgeschichte skizziert, etwa die Entwicklung der Klöster, ihre Auflösung im Zuge der Reformation sowie bau-, kunst- und musikgeschichtliche Themen.

Die Einträge zu den einzelnen Klöstern folgen einem festen Schema:

  1. Übersicht zu Namen, Lage und historischen Eckdaten
  2. Überblick zur Geschichte, wobei unter anderem auf die institutionelle Einbindung, das ökonomische Handeln, die wirtschaftliche Ausstattung sowie auf die religiöse Praxis eingegangen wird.
  3. Aspekte der Archäologie, Bau- und Kunstgeschichte
  4. Siegeln und Übersicht zu vorhandenen Archivalien
  5. Darstellung der Forschungsliteratur

Das diese Gliederung grundsätzlich in allen Beiträgen durchgehalten wird ermöglicht nicht nur dem interessierten Leser, sondern auch dem wissenschaftlichen Experten einen schnellen Überblick. Die Konzeption führt auch dazu, dass die Beiträge über den Charakter eines reinen Nachschlagewerks hinausgehen und einen profunden Einblick in die jeweilige Geschichte des Ortes bieten. Die hochwertigen Abbildungen illustrieren zudem den Text sinnvoll und laden das
Publikum zum Besuch der jeweiligen Stätten ein.

Der Anhang bietet eine Bibliografie, ein Glossar, eine Liste der Bischöfe, eine Übersicht der Institutionen nach ihrer Ordenszugehörigkeit, eine Auflistung der Klöster, Stifte und Konvente mit den Bearbeiter*innen sowie eine Liste aller Autoren*innen und ein Abkürzungsverzeichnis. Bedauerlicherweise wurde auf ein Personenregister verzichtet, obwohl gerade dieses durch den regionalen und zeitlichen Überblick angeboten hätte.

Die klare zeitliche Beschränkung führt auch zu einem Verzicht eines Ausblickes auf die unterschiedlichen Ordenstraditionen vor Ort, wo das möglich wäre. Seit dem 19. Jahrhundert ist eine Rückkehr von Orden in die vormals rein protestantischen Gebiete des deutschen Nordens und Ostens zu beobachten. So geht etwa der Beitrag über die Hamburger Dominikaner nicht darauf ein, dass es dort mittlerweile wieder Predigerbrüder gibt. Das ist freilich aus dem Stättenbezogenen Ansatz zu erklären. Ein solcher theologie- und spiritualitätshistorischer Impuls aus regionaler Perspektive hätte indes einige Beiträge sinnvoll ergänzen können.

Den beiden Herausgebern und ihren Autor*innen ist ein profunder Beitrag zur Ordens- und
Regionalgeschichte des deutschen Nordens gelungen. Er wird für viele Experten und interessierte
Kreise als Ausgangspunkt eigener Arbeiten dienen können und stellt damit im besten Sinne
Grundlagen- und Überblicks-Forschung dar.

Maximilian Röll

Maximilian Röll, Dr. phil.

Maximilian Röll, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für die Geschichte des Bistums Limburg sowie an der Forschungsstelle „Ordensgeschichte seit der Frühen Neuzeit“.

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