Sigrid Hirbodian, Oliver Auge, Sönke Lorenz (Hrsg.)
Handbuch der Stiftskirchen in Baden-Württemberg

Thorbecke Verlag 2019, 1 Bd., 720 Seiten,
380 Abb., mit festem Einband,
21 x 28 cm €58
ISBN 978-3-7995-1154-4.
Rezensent: Dr. Joachim Werz, Forschungsstelle
„Ordensgeschichte seit der Frühen Neuzeit“
Erstveröffentlichung in ACi 2021 (71); 26. August 2021
Das Vorwort eröffnen die drei Herausgeber mit einem freudigen „Endlich!“. Grund hierfür ist, dass der Initiator des Vorhabens, Sönke Lorenz, 2012 verstarb und das Vorhaben zunächst ruhte. Der damalige Mitinitiator Oliver Auge wie auch Sigrid Hirbodian – Nachfolgerin auf dem Lehrstuhl von Lorenz – haben nun das Projekt verdienstvoll zu Ende gebracht. Ein Projekt das mit seinen 3,4 kg und 720 Seiten beachtlich an Umfang und gewinnbringend im Inhalt ist. Es verzeichnet beinahe 140 kirchliche Institutionen vom 8. bis zum 21. Jahrhundert. Damit ist ein wichtiger Schritt für die frühneuzeitliche und zeithistorische Forschung getan – Epochen, die in der bisherigen Ordensgeschichtsforschung immer wieder Stiefmütterlich behandelt wurden und werden.
Dem Inhaltsverzeichnis (5–8) folgen obligatorische Grußworte (9–11) und ein Vorwort (13–14). Die Einleitung (15–59) ist die überarbeitete Fassung eines grundlegenden Aufsatzes von Sönke Lorenz, den er neun Jahre vor seinem Tod verfasste. Allgemeinen Hinweisen zur Benutzung des Handbuchs (60–63) folgen Einzelartikel (65–702) von A wie Adelberg bis W wie Wolfegg. Anhang (703–714) und Karten (715–720) beschließen den Band.
Zu den Einzelartikeln, die für die Leser und Rezipienten von größtem Interesse sein dürften: Nach Nennung von Ort und Patrozinium folgen zunächst in Kurzform Informationen zu „Lage“, „Kirchliche Zugehörigkeit“, „Vogtei/Patronat“, „Frühere Benennungen der Institution“, „Lebensform“, „Gründung“ und „Aufhebung“. Danach folgt der Haupttext, der einen historischen Überblick bietet, dann in Themenraster die Kapitel „Kulturelle und religiös-theologische Leistungen“, „Bau- und Kunstgeschichte“, „Siegel und Wappen“, „Ansichten und Pläne“, „Prosopographie“, „Archivalien“ und „Auswahlbibliographie“ unterteilt. Nur in wenigen Fällen wurden neue Forschungen für das Handbuch erbracht; die Inhalte der Texte stützen sich – durchaus legitim und anders nicht realisierbar – auf die Auswahlbibliographie und manchmal auch auf Archivalien/Handschriften. Problematisch, jedoch bedingt durch die schicksalhafte Geschichte des Handbuchs, ist, dass die Artikel in den Jahren 2003 bis 2005 verfasst wurden und spiegeln den Forschungsstand seit Anfang der 2000er-Jahre widerspiegeln. Spätere Studien finden keine Berücksichtigung. Die im Vorwort getätigte Aussage des Herausgebers „dass sich seitdem [sc. Den 2000er-Jahren] ohnehin nicht viel Neues im Bereich der Stiftsforschung im deutschen Südwesten getan hat“, ist doch zweifelhaft. Zahlreiche Abbildungen illustrieren die meist gut geschriebenen Beiträge, die alphabetisch unter der heutigen Gemeindezugehörigkeit geordnet sind.
Ein zentrales Manko ist, dass der Anhang (703–714 einzig aus Nachweisen von Bildrechten besteht. Es fehlt ein alphabetisches Kurzverzeichnis der über 80 Autorinnen und Autoren sowie ein Abkürzungsverzeichnis. Warum auf so grundlegende und hilfreiche Dinge verzichtet, schlimmsten Fall diese sogar vergessen wurden, ist nicht zu erklären. Zumal nicht, da Oliver Auge mit dem Klosterbuch Schleswig-Holstein und Hamburg nur kurze Zeit zuvor gezeigt hat, dass diese Dinge wichtig sind. Leider wurde an dieser Stelle unnötig Potenzial verschenkt.
Im vorderen wie auch im hinteren Innendeckel werden identische Karten von Baden-Württemberg abgebildet, in der die behandelten Orte mit ihren Stiftskirchen eingetragen sind.
Das gesamte Werk besitzt durch die Fokussierung auf Stiftskirchen als spezifische Form kirchlicher Einrichtung ein bis dato bemerkenswertes Alleinstellungsmerkmal, wenngleich das Genre konzeptionell an den Typus der Klosterbücher erinnert. Zeitlich wurde wie angesprochen der Weg bis in die Gegenwart beschritten. Sozusagen eine Marschroute, die auch für zukünftige Forschungen im Bereich der Erforschung der Orden und religiösen Gemeinschaften und Institutionen sehr zu begrüßen ist!

Maximilian Röll, Dr. phil.
Maximilian Röll, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für die Geschichte des Bistums Limburg sowie an der Forschungsstelle „Ordensgeschichte seit der Frühen Neuzeit“.